Lang lang ist’s her. Bitte seht mir ein bisschen Auszeit (ja es war fast ein halbes Jahr) nach. Natürlich habe ich nicht versäumt weiterhin ins Kino zu gehen, aber leider ist der Aufwand für so eine Kritik dann doch so groß, dass ich nie die Zeit gefunden habe. Bis jetzt….
Ich war in dem neuen Film von Tarantino. Ich denke, wir wissen inzwischen, was wir von ihm erwarten können. So saß ich also, mit einer winzigen Vorfreude auf Action, coole Sprüche und eine Menge Blut, im Kinosessel.
Inhalt:
Quentin Tarantinos „The Hateful 8“ ist, so viel kann ich schon verraten, ein Western. Es geht um Cowboys und eine geplante Intrige. Der Film beginnt mit einer außergewöhnlichen Begegnung im zugeschneiten Wyoming. In einer Kutsche sitzt der Kopfgeldjäger John Ruth und seine Beute Daisy Domergue. Sie sind auf dem Weg nach Red Rock, um Daisy dem Henker zu übergeben, als sie auf Marquis Warren treffen, ebenfalls Kopfgeldjäger. Obwohl Ruth Warren misstraut, nehmen sie ihn in der Kutsche mit. Doch dies bleibt nicht die einzige seltsame Begegnung in der Schneelandschaft. Wenig später treffen sie auf Chris Mannix, der behauptet bald der neue Sheriff in Red Rock zu sein. Trotz großem Misstrauen quetschen sich die vier Gefährten nun zusammen in die Kutsche und steuern einen Unterschlupf an, da sich ein großer Schneesturm nähert. Kurz bevor der Schneesturm ausbricht, halten sie vor Minnies Kurzwarenladen und beschließen dort zu bleiben bis der Sturm vorübergezogen ist. Und ab da beginnt die Action. Wem kann man vertrauen und wer spielt einem etwas vor? Aber ich verrate nichts. Seht es euch selbst an 🙂
Kritik:
Ich bin ein großer Fan von Detektiv -Geschichten, in denen man selber herausfinden muss, was gespielt wird. Jede Einstellung hat eine Bedeutung. Ich war also durch das Intrigen-Spiel in Minnis Kurzwarenladen sehr gefesselt, ausgenommen von einem Aspekt, auf den ich später eingehe. Beeindruckt hat mich besonders das Szenenbild. Der Laden ist toll gelungen. Es gibt eine Einstellung in dem der durchs Feuer warm erleuchtete Wohnbereich im Kontrast mit der verschneiten blauen Küche gezeigt wird. Großartig. Es gibt unglaublich viele Details, die man in dem Raum entdecken kann. Außer der schönen Kulisse kann der Film auch mit toller Musik von Ennio Morricone aufwarten. Für den Soundtrack durfte er den Oscar mit nach Hause nehmen. Schauspielerisch haben mich am meisten Kurt Russel als John Ruth und Samuel L. Jackson als Marquis Warren überzeugt. Auch Michael Madsen (Joe Cage) spielt seine Rolle gut. Vor allem, weil sein Äußeres sehr gut in den Western/ Cowboy Look des Filmes passt; also hat er dadurch einen Vorteil. Ich war extrem verwirrt von der Schauspielerei von Tim Roth, weil ich schwören könnte, dass er die meiste Zeit versucht hat wie Christoph Walz zu spielen. Er hat mich so sehr an Doktor Schulz aus Django Unchained erinnert, dass ich leider nicht überzeugt von seiner Rolle war. Da der Name bereits im Vorspann steht, kann ich es an dieser Stelle auch erwähnen: Ja, Channing Tatum spielt mit und nein, ich war zu keinem Zeitpunkt in der Lage ihn ernst zu nehmen. Er passt einfach nicht in das stereotypische Bild eines Cowboys und nach „Magic Mike“ musste ich mir während seines Auftritts das Lachen verkneifen. Die Zeit, die die Gefährten zusammen in dem Haus verbringen, wird flach erzählt und ist nur durch gelegentliche Schießereien und einer Menge Blutvergießen gewürzt. Hinzu kommt, dass die Charaktere keinen besonderen Tiefgang haben (mit kleinen Ausnahmen). Dadurch wirkt die Beziehung zwischen den Charakteren sehr konstruiert. Man versteht einfach nicht, warum einige Charaktere in der Intrige zusammenhalten. So wie die Behauptungen „Cowboys lieben Schießereien“ und „Blut ist dicker als Wasser“ – so wechselt der Film zwischen interessanten Puzzelteilen der Geschichte über toller Kulisse zu spritzendem Gehirn, um den Zuschauer bei Laune zu halten. Keins von den Elementen könnte allein überzeugen. In Kombination erschaffen sie jedoch einen passablen Actionstreifen, der jedoch wenig Tiefgang besitzt. Meine Vorfreude vom Anfang hat sich damit bestätigt und ich habe den Kartenkauf nicht bereut. Tarantino bleibt zwar seinem Muster treu, zeigt aber keine neuen Facetten. Wer also hohe Erwartungen hat, der sollte mit dem Anschauen lieber noch ein bisschen warten, bis er im Fernsehen läuft, um sich eine eventuelle Enttäuschung bei den hohen Kinopreisen zu ersparen.
Was denkt ihr über den Film?
Bis bald 🙂